Steigende Anleiherenditen in den USA belasten zunehmend die Aktienmärkte. Die Schwäche der chinesischen Wirtschaft droht zur Belastung für die Weltwirtschaft und vor allem für Deutschland zu werden. Profi-Investoren ziehen Milliarden aus Chinas Aktienmärkten ab. Die Ergebnisse unserer aktuellen Privatanleger-Umfrage zeigen, dass die Erwartungen an das zweite Börsenhalbjahr gemischter ausfallen als im ersten Quartal ‘23. Trotz der schwachen chinesischen Wirtschaft und erheblicher Risiken, die beispielsweise vom Immobiliensektor ausgehen, bleiben Anleger jedoch weiterhin optimistisch und setzen zur Portfoliodiversifikation weiterhin auf Aktien von Unternehmen aus dem Reich der Mitte.
Methodik: Seit 2008 messen und verfolgen wir die kollektiven Anlageentscheidungen von über 50.000 Teilnehmern an der von uns betriebenen Börsensimulation und Performance-Tracking-Plattform informunity. Unser Ziel ist es, die kollektive Intelligenz dieser Gruppe zu nutzen, um die aktuelle Marktlage einzuordnen. Die Teilnehmer sind großteils Privatanleger, haben umfassende Erfahrung und sind im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt. Die Marktanalyse wird jedes Quartal durchgeführt.
Zweites Börsenhalbjahr: Gemischte Erwartungen
Der MSCI ACWI ist seit Jahresauftakt um circa 17% gestiegen und hat seither eine Korrektur von circa 6% hingelegt. Nun dominiert die Frage die Wallstreet, ob es sich um eine kleine Zwischenkorrektur im Aufwärtstrend handelt oder ob die großen Indizes wieder zurück in den Bärenmarkt fallen werden. Das letztere Szenario wurde Anfang 2023 von den großen Research Instituten stark vertreten. informunity Teilnehmer waren bereits im Dezember 2022 von einem guten Einstieg in Aktien überzeugt. Gemäß der neuesten Daten rechnen 56% der Befragten damit, dass der MSCI All-Country World Index im zweiten Halbjahr ähnlich gut oder besser performen wird als im ersten, während 41% eine schlechtere oder erheblich schlechtere Performance erwarten.
Anleihen versus Aktien: Die Attraktivität steigt
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19,75 und einer Dividendenrendite von 2,08% (Stand 31.07.2023) ist der MSCI ACWI historisch eher überdurchschnittlich bewertet. Das gilt auch für andere relevante Aktienindizes wie den S&P 500. Steigende Anleiherenditen von über 5% auf US-Anleihen mit zweijähriger Duration und bis zu 4,2% auf zehnjährige US-Anleihen könnten vielen Investoren als risikoarme Alternative zu Aktien dienen. Unsere Umfrage untermauert diese Annahme: eine deutliche Mehrheit von 61% der Befragten glauben, dass Kapital in den kommenden sechs Monaten von Aktien zu Anleihen umgeschichtet wird, da Anleihen attraktiver geworden sind.
Auswirkungen der FED-Zinserhöhungen: Droht eine Rezession?
Mit 82,5% Wahrscheinlichkeit preist das CME FED Watch Tool ein, dass bei der US-Notenbank Sitzung am 20.09 die Zinsen nicht weiter erhöht werden, sondern mit 5,25% – 5,50% den Gipfel der Zinsanhebungen erreicht haben. Ferner werden für das Jahr 2024 bereits Zinssenkungen eingepreist. Nach dem stärksten Zinanhebungszyklus der letzten 40 Jahre stellt sich unter vielen Marktteilnehmern die Frage, ob die gestiegenen Zinsen zu einer Rezession in den USA führen werden. Die Meinung der Umfrageteilnehmer bezüglich der Auswirkungen der beträchtlichen Zinserhöhungen der FED ist geteilt. 46% der Befragten glauben, dass diese Erhöhungen zu einer Rezession in den USA führen werden, während 51% dieser Ansicht nicht zustimmen.
Inflation in den USA: Strukturelle Treiber im Blick
Insbesondere in puncto Inflation breitet sich ein Spagat der Meinungen zwischen Investoren auf. Der Vermögensverwalter Blackrock spricht von strukturellen Treibern der Inflation wie der Demographie, Umbau zu einer CO2-neutralen Wirtschaft und der Rückabwicklung der Globalisierung und geht von einem dauerhaft erhöhten Preisniveau auf. Andere Vermögensverwalter wie die Star-Investorin Cathie Wood sind der Meinung, dass technologischer Fortschritt und Überalterung der Gesellschaft bereits ein neues deflationäres Zeitalter eingeleitet haben. Momentan fällt die Inflation nach dem starken Anstieg 2022 weltweit. Trotz des Rückgangs der Inflation in den USA aufgrund der hohen Vorjahresraten glauben 45% der Befragten, dass strukturelle Treiber zu neuen Inflationswellen führen werden. Dem gegenüber stehen 48%, die diese Ansicht nicht teilen.
Europäische Leitzinserhöhungen: Haben Immobilienaktien den Tiefpunkt erreicht?
Die Leitzinserhöhungen in Europa haben Immobilienaktien getroffen. Immobiliengesellschaften wie Vonovia sind im Bärenmarkt 2022 vom Hoch über 70% gefallen, haben sich aber seit dem Tief im März 2023 circa wieder 30% erholt. Nun stellen sich Anleger die Frage, ob ein Kauf von Immobilien Aktien einer einzigartigen Chance oder dem Griff ins fallende Messer gleicht: 40% der Befragten glauben, dass diese Aktien ihren Tiefpunkt erreicht haben und sind damit optimistisch gestimmt. Dem gegenüber stehen 54% der Befragten, die davon ausgehen, dass der Tiefpunkt der europäischen Immobilien Aktien noch nicht erreicht worden ist.
Chinesische Aktien: Risiko versus Diversifizierungspotenzial
Nachdem China offiziell die Zero-Covid Strategie beendet hatte, kauften Investoren Anfang 2023 aggressiv chinesische Aktien in der Antizipation einer post-Covid Rally auf. Nun enttäuschen die chinesischen Wirtschaftszahlen und Profi-Anleger ziehen aggressiv Kapital aus dem Reich der Mitte ab. Trotz politischer und struktureller Herausforderungen in China sehen immerhin 50% der Befragten chinesische Aktien noch als geeignetes Mittel zur Diversifizierung eines Portfolios an, was das Vertrauen in den chinesischen Markt unterstreicht. Dennoch stimmen 46% der Befragten dieser Aussage nicht zu.
Portfolio Trends: Nur etwa 1% China-Aktien und 0,3% Immobilien-Aktien
Chinesische Aktien haben im informunity Top Investor Portfolio aktuell eine Gewichtung von 1,2%. Im Vergleich zum All Country World ETF ist dies etwa ein Drittel. Beliebte chinesische Aktien in den vergangenen 12 Monaten waren BYD, Alibaba, Xiaomi und Lenovo. Während der Immobiliensektor im MSCI ACWI circa 2,3% ausmacht, sind Immobilienaktien im Top Investor Portfolio nur mit 0,3% gewichtet. Das Portfolio besteht aus 63% Growth-Aktien, 29% Value-Aktien und 8% Blend-Aktien. Das Portfolio ist damit chancenorientiert aufgestellt. Mehr zu Performance und Portfolio findet Ihr in unserem letzten Update.
Das informunity Top Investor Portfolio besteht aus 100 Aktien. Auf diesem Portfolio basiert der von uns betriebene CoIQ Collective Intelligence Fund (ISIN DE000A3C91C5) im Wesentlichen. Das Portfolio ist diversifiziert aufgestellt und passt sich schnell an neue Marktsituationen an. Die enthaltenen Unternehmen sind kapitalkräftig und können auch lange Rezessionsphasen durchstehen. Die Überrendite der Portfolios wurde immer in Aufwärtsphasen generiert. Da Aufwärtsphasen an der Börse deutlich überwiegen, sind wir vom langfristigen Erfolg des Portfolios überzeugt.
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Zur Umfrage: Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage im August 2023 unter 272 Teilnehmern der von uns betriebenen Börsensimulation und Lernplattform informunity.
Anlegerhinweise: Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Vergangene Performance ist zudem kein Indikator für die zukünftige Performance. Weitere Risikohinweise im Disclaimer.